Wozu unsere Gefühle dienen

Wozu dienen uns unsere Gefühle?

Wenn wir uns gut fühlen, ist alles gut. Wenn wir uns schlecht fühlen, dann ist das schlecht. So scheinen die meisten Menschen zu denken. Kein Wunder, dass wir ständig gegen die sogenannten „schlechten“ Gefühle ankämpfen. Wir wollen sie nicht. Wir haben klar definiert, was wir als positiv empfinden und was als negativ. Wir wollen das besser machen. Wir wenden zig Methoden an, um unsere Gefühle zu ändern. Die Selbsthilfe-Abteilung im Buchladen quillt über. Wir belegen Kurse. Wir arbeiten an uns. Aber wohin führt uns das alles? Es scheint, als diene uns dieses alte Modell, Gefühle zu betrachten, heute nicht mehr.

Stellen wir es einmal auf den Kopf. Zuerst ist es wichtig, zu erkennen, woher unsere Gefühle wirklich kommen (vgl. Wir fühlen immer nur unser Denken). Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass es immer wieder so aussieht, als kämen sie von den äußeren Umständen, unserer Vergangenheit oder anderen Menschen. BEWUSSTSEIN lässt unsere Gedanken so real erscheinen, dass wir immer wieder darauf hereinfallen werden – bis wir es nicht mehr so oft tun. Genau hier dienen uns unsere Gefühle:

Wie ein Barometer uns den Luftdruck anzeigt, zeigen uns unsere Gefühle, welche Qualität unsere Gedanken gerade haben. Abhängig von unserem Bewusstseinsniveau erschaffen unsere Gedanken mehr oder weniger schöne Gefühle. Das kümmert uns wenig, sofern es sich um die sogenannten „positiven“ Gefühle handelt. Aber was ist mit den „negativen“? Auch wenn wir sie als unangenehm empfinden, machen sie uns doch darauf aufmerksam, dass wir denken. Ohne diese Gefühle würden wir oft gar nicht bemerken, wie viel wir denken.

Wir denken im Schnitt ca. 60.000 Gedanken pro Tag. Wenn wir extrem angespannt sind, können es sogar über 100.000 sein. Würden wir all diese Gedanken bewusst wahrnehmen, würde uns das wahrscheinlich verrückt machen. Dennoch fühlen wir jeden einzelnen Gedanken. Und das kommt zu unserer Rettung. Es mag überraschend klingen, aber je schlechter unser Gefühl ist, umso mehr dient es uns. Es versucht nämlich uns wachzurütteln.

Wenn wir uns unwohl fühlen, haben wir uns unschuldig und ohne es zu merken von unseren alten, konditionierten Gedanken in einen mehr oder weniger bösen Traum entführen lassen. Alles, was uns derartige Gedanken zu suggerieren versuchen, entspricht nie der Wahrheit. Es ist eine Illusion. Wir sehen nicht klar. Wir sehen durch die Brille der Vergangenheit und sehen nur, was wir denken. Das hat nichts mit der Realität der Situation zu tun. Erst wenn wir uns wohler fühlen, sehen wir die Dinge wieder klarer. Das klingt zu einfach. Aber solange wir uns unwohl fühlen, brauchen wir tatsächlich nicht auf das von unseren Gedanken erschaffene Gefühl zu hören. Wir brauchen es nicht ernst zu nehmen. Sobald es uns besser geht, sieht alles wieder anders aus – besser. Dann kommen wir der wahren Realität wieder näher.

Nehmen wir an, wir fühlen uns in einer Situation extrem unwohl. Wir wollen reagieren, müssen unbedingt etwas unternehmen. Es ist dringend. Aber plötzlich merken wir an unserem unguten Gefühl, dass wir uns von unserer gesunden Verfassung nur wegdenken: Gott sei Dank, wir fühlen nur unser eigenes Denken! Wenn wir das tatsächlich erkennen (nicht nur intellektuell denken), lässt uns das sofort aus dem bösen Traum erwachen. Wir spüren Erleichterung – manchmal mehr, manchmal weniger. Und der Fahrstuhl geht hoch (vgl. unseren Selbstkorrekturmechanismus). Es war nichts als ein böser Traum. Wie hätten wir es ohne unsere „negativen“ Gefühle merken sollen?

Je mehr sich der Geist entspannt, umso besser wird die Qualität unserer Gedanken. Wir kommen dem Verständnis, dem Mitgefühl, der Dankbarkeit und bedingungsloser Liebe immer näher. Wir merken es an dem “guten” Gefühl.


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