Selbstkorrektur

Unsere Psyche hat einen Selbstkorrekturmechanismus

Alles, absolut alles, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, wird durch die Drei Prinzipien in uns erschaffen und erscheint als unsere Realität. Das erscheint recht komplex, angesichts all der Dinge, die wir im Außen sehen, fühlen, hören, riechen und schmecken. Dennoch geht alles auf die eine kreative Quelle in uns zurück. Und da liegt die Einfachheit. Auch nur ein Fitzelchen dieser Einfachheit wahrlich zu erkennen, ändert Leben.

Sydney Banks sagte immer wieder: “Es kommt nicht darauf an, was wir denken, sondern dass wir denken”. Dies ist tatsächlich das Einzige, was wir wissen müssen. Mit dieser Erkenntnis stellt sich Erleichterung ein. Sofort. Gott weiss warum. Aber dem ist so. Immer.

Stellen wir uns ein extrem hohes Gebäude vor. Es hat schier unendlich viele Etagen. Ganz oben ist das Penthouse. Im Erdgeschoss stehen wir mit beiden Beinen auf der Erde. Ganz unten ist der Keller. Ein gläserner Fahrstuhl geht an diesem Gebäude auf und ab. Wir sitzen drin. Wir gucken raus. Im Außen sind alle möglichen Dinge zu sehen. Wir erleben genau das, was wir gerade sehen. Da ist unsere Situation, die Umstände, die Menschen in unserem Leben und alles, was wir sonst noch wahrnehmen. Wir sehen die Dinge in jedem Moment aus einer bestimmten Perspektive. Diese hängt davon ab, auf welcher Ebene sich unser Fahrstuhl gerade befindet.

Im Laufe unseres Lebens geht der Fahrstuhl auf und ab. Das ist das Auf und Ab des Lebens. Es ist normal. Jedem Menschen ergeht es so. Wir werden müde. Wir haben Gedanken. Mit unseren Gedanken ändert sich die Position unseres Fahrstuhls. Wir können es nicht verhindern. Aber wir können verstehen, was passiert.

Befinden wir uns im Keller auf der -25sten Etage, wird es verdammt dunkel sein. Wir sehen nichts als diese Dunkelheit. Wir haben dicke Luft, es stinkt und wir sehen keinen Ausweg. Das ist keine Überraschung, denn auf den unteren Ebenen “leben” unsere dunkelsten Denkgewohnheiten. Wir gucken durch die Brille alter, konditionierter Gedanken. Wir sehen nichts anderes.

Kommen wir etwas höher, wird es langsam besser. Wir gehen ja dem Licht entgegen. Es ist ein wenig heller. Die Denkgewohnheiten auf höheren Ebenen sind nicht ganz so bedrückend. Das bekommen wir sofort zu spüren. Wir fühlen uns etwas leichter. Je höher wir kommen, umso besser wird es.

Im Erdgeschoss angekommen, kriegen wir wieder Luft. Es ist sozusagen die Etage, auf der weder positive, noch negative Gedanken wohnen. Hier geht es uns nicht mehr schlecht. Die Dinge sind einfach, was sie sind. Punkt. Hier erleben wir, dass alles irgendwie okay ist. Die dunklen Denkgewohnheiten können uns hier nicht mehr erreichen. Es ist die neutrale Perspektive. Wir sehen klar. Hier herrscht Ruhe. Wir kommen zu uns – und auf den Boden der Tatsachen.

Kommen wir nun zum Beispiel in die 5te Etage, hat sich unsere Perspektive erhöht. Plötzlich haben wir mehr Licht. Wir sehen noch klarer. Angelegenheiten erscheinen in einem anderem Licht. Wir sehen mehr in den äußeren Dingen als zuvor. Vielleicht erkennen wir Aspekte unserer Situation, die wir vorher nicht sehen konnten. Plötzlich erscheint eine Lösung, die vorher im Dunkeln lag.

Je höher wir kommen, umso lichter wird alles. Entsprechend ändern sich unsere Gefühle. Auf den höheren Etagen wohnen die positiven Denkweisen, durch die wir die Welt wahrnehmen. Mitgefühl, Verständnis, Dankbarkeit – das Gefühl wird immer schöner, je höher wir kommen. Irgendwann sehen wir den Horizont. Wir sehen das Größere Ganze. Wir nehmen uns selbst immer weniger wichtig, kriegen immer mehr Weitblick.

Im Penthouse angekommen, ist alles sonnig. Wir sehen die Welt durch die Augen von bedingungsloser Liebe. Wir könnten nicht klarer sehen.

Natürlich hinkt die Metapher in dem Sinne, dass GEIST, die eine Energie aller Dinge keinen Anfang und kein Ende hat, während ein Gebäude gewöhnlich sehr wohl ein tiefstes Kellergeschoss sowie ein Penthouse hat. Aber zum Erklären der verschiedenen Bewusstseinsebenen unseres “menschlichen Fahrstuhls” mag diese Metapher uns sehr wohl dienen :)))

Worauf es bei dem Vergleich mit dem Auf und Ab in unserem Leben ankommt, ist: Der Fahrstuhl geht automatisch hoch, sobald wir merken, dass wir drin sind. Das mag überraschend klingen, ist aber die Natur der puren Kraft des Lebens. Sie steckt dahinter. Sie wartet förmlich auf uns. Sie drückt den Fahrstuhl immer sofort nach oben, sobald wir das erlauben – sprich: sobald wir die Finger von der Konsole nehmen. Allerdings haben wir Menschen eher die Tendenz, etwas an unserer Situation ändern zu wollen, sie zu kontrollieren. Das brauchen wir aber nicht.

In dem Moment, in dem wir tatsächlich einfach nur erkennen, dass wir im Fahrstuhl sind (bzw. dass wir denken), geht er automatisch hoch. Manchmal nur eine Etage, manchmal direkt ins Penthouse. Um das zu glauben, müssen wir es selbst erlebt haben. Aber je öfter wir es erleben, umso mehr wächst unser Vertrauen. Das Leben unterstützt uns. Immer. Wir müssen nur wissen, wie es funktioniert.

Wenn wir uns mit einem scharfen Messer schneiden, wissen wir, dass die Wunde heilen wird. Wir reinigen sie, tun ein Pflaster drauf und warten ab. Die Natur macht den Rest. Wir verlassen uns darauf. Auch unsere Psyche hat einen solchen Selbstkorrekturmechanismus: die Heilung wartet auf höheren Ebenen unseres Bewusstseins. Immer. Auch darauf können wir uns verlassen.

Wenn uns jemand emotional verletzt, schleppen wir das manchmal eine Ewigkeit mit uns herum. Warum? Wir denken immer wieder – bewusst oder unbewusst – darüber nach. Das kommt einem Herumstochern in einer Wunde gleich. Macht das noch Sinn, wenn wir uns stattdessen auf unseren Fahrstuhl verlassen können?


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